Der Traum von der Vier-Tage-Woche

...und wie positiv sie sich auf deine Unternehmenskultur auswirken kann.

Vier Tage arbeiten, drei Tage erholen, mehr Freizeit haben und das Ganze bei gleichbleibendem Gehalt. Hört sich nach einer guten Arbeitswoche an, oder? In Belgien können Arbeitnehmer seit diesem Jahr ihre Arbeit statt in fünf, auch in vier Werktagen erledigen. Auch in Deutschland gibt es viele Anhänger dieses Arbeitszeitmodells. Nicht nur die Zufriedenheit der Arbeiterschaft wird dadurch nämlich gesteigert, sondern auch die Motivation und Produktivität. Gibt es tatsächlich nur Vorteile bei diesem Modell? Was du zur 4-Tage-Woche wissen solltest und ob sie das Modell unserer Zukunft sein wird, erfährst du in diesem Beitrag.

Zwei Modelle

Heute unterscheidet man vor allem zwischen zwei Hauptmodellen. Das erste ist das „belgische Modell“ und steht für gleiche Arbeitsstunden an weniger Arbeitstagen bei gleichem Gehalt. Das „isländische Modell“ beinhaltet weniger Arbeitsstunden an weniger Arbeitstagen bei gleichem Gehalt. Ein großer Vorteil ist, dass es sich bei beiden Modellen aber nicht um Teilzeit handelt. Denn Teilzeit bedeutet zwar mehr Zeit, aber weniger Geld und schließlich auch weniger Rente.

Die Bedeutung der Vier-Tage-Woche

Hätten deutsche Arbeitnehmende die Wahl, würden sich 54 Prozent statt für eine Gehaltserhöhung für eine Vier-Tage-Woche entscheiden. Denn zu lange Arbeitszeiten und das Nichteinhalten von Pausen steigert erheblich das Risiko zu erkranken und wirkt sich negativ auf die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit aus. Mit Einführung der 4-Tage-Woche hast du die Gelegenheit, deine Unternehmens- und Arbeitgebermarke zu schärfen und zeigst, dass du auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen möchtest. In einer Zeit, in der Digitalisierung, Fachkräftemangel und die Forderungen der Generationen Y und Z nach mehr Flexibilität, Lebensqualität und mehr Zeit immer lauter und bedeutender werden, schaffst du dir damit erhebliche Wettbewerbsvorteile und grenzt dich von Konkurrenten auf dem Markt ab.

Vorteile der Vier-Tage-Woche

Das vielleicht wichtigste Argument für eine kürzere Arbeitswoche mit weniger Stunden ist: Die Produktivität trägt meistens keinen Schaden davon. Zum Teil liegt das daran, dass Menschen die Erledigung einer Aufgabe auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Zeit gerne unbewusst strecken oder verkürzen. Konzentriert man sich also auf einen kurzen, aber dafür intensiven Zeitraum, kann sich besser auf die wichtigen Aufgaben im Arbeitsalltag fokussiert und die Arbeit viel effektiver erledigt werden. Wichtig ist hierbei eine gute Planung der Ziele und Aufgaben sowie eine offene und ehrliche Kommunikation im Betrieb.

Weitere Vorteile:

  • Mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbys, Weiterbildung, ehrenamtliches Engagement etc.
  • Steigerung der Motivation, Zufriedenheit, Bindung und Arbeitgeberattraktivität
  • Positive Auswirkung auf Kreativität und Produktivität
  • Stressprävention durch längere Erholungsphasen
  • Weniger Krankmeldungen / Fehltage Krankheitsausfälle
  • Zeit-, Energie- und Kostenersparnisse

Nachteile der Vier-Tage-Woche

Manche Branchen werden Probleme haben, das neue Modell einzuführen. Pflegeeinrichtungen und Kliniken müssten mehr Menschen anstellen, um eine gute Betreuung der Patient zu gewährleisten, was bei dem aktuellen Fachkräftemangel und aufgrund der daraus resultierenden höheren Kosten sehr schwierig ist. Auch in Produktionsbetrieben würde zusätzliches Personal benötigt werden, um die gewohnte Produktion aufrechtzuerhalten. Wenn der Großteil der Kund oder auch die Konkurrenz das Konzept nicht nutzen, macht sich das System dort schnell als Nachteil bemerkbar. Denn ein arbeitsfreier Tag mehr bedeutet längere Wartezeiten für Supportanfragen und fehlende Umsätze. Dem kann man entgegenwirken, indem das Team geteilt wird und eine Hälfte am Montag, die andere Hälfte am Freitag arbeitet. Und wenn der fehlende Arbeitstag dazu führt, dass manche Aufgaben nicht geschafft werden, kann dies wiederum zu informellen Stunden oder zu übermäßig vielen Überstunden führen.

Die Nachteile im Überblick:

  • Nicht für alle Branchen umsetzbar
  • Höhere Kosten
  • Weniger Service und Flexibilität
  • Weniger Zeit für Austausch zwischen Kolleg
  • Informelle Stunden bzw. Überstunden
  • Höherer Leistungsdruck

Wo der Traum vom langen Wochenende schon gelebt wird

Wie bereits erwähnt, setzt Belgien jetzt auf eine Vier-Tage-Woche bei gleicher Arbeitszeit. Arbeitnehmer entscheiden also flexibel, ob sie ihre Stunden auf vier oder fünf Tage aufteilen. So können einzelne Arbeitstage länger werden, dafür aber gleichzeitig auch das Wochenende.

In Österreich will der Discounter Lidl seinen Büromitarbeitenden noch im Laufe dieses Jahres anbieten, ihre Regelarbeitszeit von 38,5 Stunden ebenfalls in nur vier statt in fünf Tagen abzuleisten.

In Spanien soll die Vier-Tage-Woche mit 6000 Mitarbeitenden in 200 kleinen und mittleren Unternehmen bei vollem Gehalt erprobt werden. Spaniens Regierung finanziert das Modell für drei Jahre.

Island hat zwischen 2015 und 2019 die Arbeitszeit von bis zu 2500 Arbeitskräften von 40 auf 35 oder 36 Stunden bei gleichbleibender Bezahlung verkürzt. Das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeitenden hat sich deutlich verbessert, Arbeitsabläufe wurden optimiert, es wurde enger mit Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet und sich weniger krankgeschrieben. Auch ist die Anzahl der Überstunden im Vergleich zur 5-Tage-Woche kaum angestiegen und die Umstellung war unkomplizierter als zuvor befürchtet.

Einige Unternehmen in Schottland testen seit 2021 ebenfalls die Vier-Tage-Woche und werden dabei vom Staat mit rund 10 Millionen Pfund unterstützt.

In Schweden wurde bereits 2015 die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn getestet. Trotz gemischtem Urteil und teurer Umsetzung hielten jedoch einzelne Unternehmen an der Idee fest, da das Personal gesünder, zufriedener und produktiver war.

In Japan schickte Microsoft seine Mitarbeitenden testweise für einen Monat ins lange Wochenende. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wurde dabei die Anzahl der Arbeitstage um 25 Prozent, die Anzahl der gedruckten Blätter um 58 Prozent und der Stromverbrauch um 23 Prozent reduziert. Gestiegen ist die Produktivität um rund 40 Prozent. 92 Prozent der Mitarbeitenden gaben zum Ende an, dass sie mit dem Projekt glücklich waren.

In Neuseeland testet der Lebensmittel- und Drogeriewarenkonzern Unilever derzeit für rund ein Jahr die Vier-Tage-Woche bei gleichem Lohn. Sollte sich das Modell als Erfolg herausstellen, will das Unternehmen es auch auf andere Länder ausdehnen.

Die aktuelle Lage in Deutschland

In Deutschland liegt die wöchentliche Arbeitszeit grundsätzlich zwischen 35 und 42 Stunden, der gesetzliche Mindesturlaubsanspruch bei einer Arbeitszeit von 5 Werktagen pro Woche liegt bei 20 Tagen. Oft gewähren Unternehmen weitere Urlaubstage. Hierzulande experimentieren vor allem kleinere Start-Ups mit der kürzeren Woche. Laut einiger Forschenden und Arbeitsrechtler lässt sich das Modell jedoch aufgrund der starren Arbeitszeitgesetze schwer auf Deutschland übertragen. Diese lassen eine tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden zu, sofern ein Zeitausgleich stattfindet, der garantiert, dass Arbeitnehmende im Durchschnitt eines Zeitraums von 24 Wochen maximal acht Stunden werktäglich arbeiten. Eine 40-Stunden-Woche ließe sich also rechtlich problematisch auf vier Tage verteilen.

Fazit

Die Vier-Tage-Woche verlangt Unternehmen einiges ab. Sie müssen die Beschäftigten so organisieren, dass es am ausfallenden Arbeitstag Ersatz gibt, die Bänder in der Fabrik kontinuierlich laufen oder einen Verlust der Servicequalität in Kauf nehmen. Ohne zusätzliche Innovationen ist bei allen Jobs, bei denen körperliche Arbeit notwendig ist oder der Arbeitsalltag zeitlich durchterminiert ist, eine Reduktion bei gleichbleibender oder höherer Produktivität nur schwer vorstellbar. Zusätzlich kann es zu Konflikten zwischen Produktion und Verwaltung kommen, wenn es unterschiedliche Regelungen zur Arbeitszeit gibt. Der größte Streitpunkt ist jedoch, ob Beschäftigte bei weniger Arbeitszeit proportional weniger Lohn bekommen. Das können sich viele Unternehmen nicht leisten oder wollen nicht genauso viel Geld für weniger Arbeit zahlen. Auch muss das Modell zu den Bedürfnissen und Arbeitsweisen der Mitarbeitenden sowie zur Unternehmenskultur passen. Hier sind individuelle Lösungen gefragt.

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